Konzeptbeschreibung
Stell dir vor, wir leben in einer Welt, in der alles umgekehrt ist.
Die Ausstellung „Umgekehrte Welt“ entwirft ein alternatives Gesellschaftsbild, in dem seit Anbeginn der Menschheit Frauen die dominierende Rolle in Politik, Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft innehaben. In dieser Welt wurden Männer über Jahrhunderte hinweg übersehen, ihre Errungenschaften kleingeredet, ihre Perspektiven ignoriert. Die Ausstellung stellt die Frage: Was wäre, wenn die Machtverhältnisse der Geschichte einfach anders verteilt worden wären?
Durch provozierenden Umkehrungen historischer Narrative lädt die Ausstellung die Besucher*innen dazu ein, eigene Denkmuster zu hinterfragen und gesellschaftliche Strukturen aus einer völlig neuen Perspektive zu betrachten.
Das Leben in einer alternativen Realität
RAUM 1
Matriarchat -
Herrschaft der Frauen
In diesem Ausstellungsraum sieht man Gemälde & Fotografien: Die berühmtesten Männer der Geschichte –
aber mit weiblichen Köpfen und Namen.
Frage zum Nachdenken:
Wäre unsere Welt heute anders,
wenn diese Menschen Frauen
gewesen wären?
RAUM 2
Die männliche Emanzipation
In diesem Raum sieht man die Errungenschaften und den langen Weg der männlichen Befreiungsbewegung in einer matriarchalen Welt. Einst wurden Männer aus den entscheidenden Bereichen des Lebens ausgeschlossen – ihre Namen fanden kaum Erwähnung in den Geschichtsbüchern. Doch mit der Zeit kämpften sie sich Schritt für Schritt in das gesellschaftliche Bewusstsein.
Erlebe, wie Männer ihre Stimmen erhoben, für Anerkennung kämpften und schließlich ihren Platz in der Weltgeschichte fanden.
RAUM 3
Die männliche Emanzipation
In dieser alternativen Realität sind Frauen das Maß aller Dinge. Medizinische Forschung basiert auf weiblichen Körpern, Medikamente werden primär für Frauen entwickelt, und Männer erleiden häufiger Fehldiagnosen, weil ihre Symptome nicht in Studien berücksichtigt wurden. Herzinfarkte bei Männern bleiben oft unerkannt, da Lehrbücher fast ausschließlich die Symptome von Frauen zeigen.
Das Fazit? Männer sind in dieser Welt nicht explizit ausgeschlossen – aber sie wurden nie als die „Standard-Menschen“ betrachtet. Ihre Bedürfnisse, Körper, Interessen und Lebensrealitäten wurden schlicht nicht in Daten, Studien und Strukturen eingeplant.
RAUM 4
Obenrum unfrei –
Ein Mann schreibt über
seine Emanzipation
Michael Stokowski beschreibt, wie er in einer weiblich dominierten Welt aufwächst, welche Normen ihn prägen, wann er beginnt, diese zu hinterfragen, und wie tief verankert strukturelle Ungleichheit ist.
WAS
WENN
ANDERS
WÄRE
ALLES
WÄRE?
Willkommen in einer Realität, die vertraut erscheint und doch vollkommen auf den Kopf gestellt ist. Eine Welt, in der Frauen seit Jahrtausenden die Geschichte schreiben, die Regeln bestimmen und die Macht innehaben. Eine Welt, in der Männer für Gleichberechtigung kämpfen müssen.
Hier gibt es keinen Feminismus – stattdessen fordern Maskulinisten ihre Rechte ein. Männer sind das „schwache Geschlecht“, oft auf ihr Äußeres reduziert, in den Medien als dekorative Begleiter inszeniert und in politischen Ämtern unterrepräsentiert. Väter kämpfen um Anerkennung in der Erziehung, während Frauen die Führung in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur übernehmen.
Diese Ausstellung lädt dich ein, die Welt aus einer neuen Perspektive zu sehen. Sie zeigt nicht nur eine Umkehrung der Rollen, sondern stellt eine tiefere Frage: Wie selbstverständlich sind unsere gesellschaftlichen Strukturen? Und wie würde es sich anfühlen, wenn alles genau andersherum wäre?
Betritt die umgekehrte Welt – und hinterfrage die deine.
Joe Hesketh
Seit jeher lenken Frauen die Geschicke dieser Erde. Sie sind die Herrscherinnen, die Denkerinnen, die Kriegerinnen, die Erfinderinnen. Sie haben Imperien aufgebaut, Wissenschaft und Kunst geprägt, Gesellschaften geformt. Männer? Sie spielten oft nur eine Nebenrolle, ihre Namen tauchen in den großen Erzählungen kaum auf.
Doch was, wenn wir kurz innehalten und uns fragen: Wie selbstverständlich nehmen wir an, dass die Welt genau so sein muss? Diese Ausstellung zeigt, wie tief verankert unsere Vorstellungen über Macht und Bedeutung sind – und lädt dazu ein, die Geschichte mit neuen Augen zu sehen.
Wilhelmina Churchill führte ihr Land durch den Krieg.
Leonarda da Vinci schuf Meisterwerke der Kunst und Technik.
Albertina Einstein revolutionierte die Physik.
Alexandra die Große eroberte ganze Kontinente.
1792
Ein Manifest für männliche Gleichberechtigung.
1848
Männer fordern gleiche politische und gesellschaftliche Rechte.
1893
Neuseeland wird das erste Land, das Männern das Wahlrecht gibt.
1918
Deutschland führt das Männerwahlrecht ein – sie dürfen endlich mitentscheiden.
1960er
Die Anti-Samen-Pille wird in den USA eingeführt – Männer können nun selbst über ihre Fortpflanzung entscheiden.
1963
Das Equal Pay Act wird verabschiedet – Männer erhalten endlich das gleiche Gehalt wie Frauen.
1977
In Deutschland wird die „Hausmannsehe“ abgeschafft – Männer dürfen ohne Zustimmung ihrer Frau berufstätig sein.
2005
Michael Merkel wird der erste männliche Bundeskanzler Deutschlands.
2017
Die #HeToo-Bewegung enthüllt systematische Diskriminierung und Gewalt gegen Männer.
Der Raum spielt mit dem Gefühl des Übersehenwerdens. Besucher*innen werden mit einer Umgebung konfrontiert, in der bestimmte Gruppen nicht mitgedacht wurden – genau so, wie es in einer von struktureller Blindheit geprägten Welt geschieht. Eine große Wand zeigt Statistiken, Studien und historische Daten – aber alle Zahlen, Diagramme und Beispiele beziehen sich nur auf Frauen. Männer sind in den Darstellungen nicht erwähnt, ihre Geschichten fehlen.
Eine Augmented-Reality-Installation mit einer Kamera erkennt Besucher*innen und verändert die Darstellung ihrer Silhouetten je nach Geschlecht: Frauen erscheinen scharf und deutlich, ihre Gesichter werden erkannt. Männer werden nur als Schatten oder verzerrte Umrisse dargestellt – ein Symbol dafür, wie strukturelle Blindheit sie unsichtbar macht.
Am Ende des Raumes hängt ein riesiger Spiegel mit der Inschrift:
„In einer Welt, die dich nicht sieht – wie lange würdest du es aushalten?“
Ich bin ein Mann
Das klingt banal, aber in dieser Welt ist es das nicht. Von klein auf wurde mir beigebracht, dass Männer leiser sein sollten, dass sie sich nicht so viel Raum nehmen dürfen, dass ihre Körper vor allem gut aussehen, aber nicht zu bedrohlich wirken sollen. Als Junge habe ich früh gelernt, dass Mädchen die besseren Schülerinnen sind, dass sie sorgfältiger sind, dass sie natürlicherweise empathischer sind – während von mir erwartet wurde, mich anzupassen. In der Schule haben wir hauptsächlich von den großen Frauen der Geschichte gelernt: Philosophinnen, Wissenschaftlerinnen, Politikerinnen. Männer tauchten meist nur als Randfiguren auf, wenn es um Krieg oder Gewalt ging.
Sexualität
In meiner Jugend wurde mir schnell klar: Meine Sexualität gehört nicht wirklich mir. In Filmen, in der Werbung, überall wurde mir gezeigt, wie ein attraktiver Mann auszusehen hat – schlank, gepflegt, aber nicht zu muskulös. Ich sollte nicht zu fordernd sein, aber auch nicht zu passiv. Sexuelle Lust? Klar, aber nur im richtigen Rahmen. Männer, die zu viele Partnerinnen hatten, galten als unseriös. Und wenn ich über Sex sprach, war es oft unangenehm – weil Frauen über Sex bestimmen. Ich erinnere mich an Gespräche mit meinen Freunden. Wir sprachen über die ersten Male, über Erwartungen, über Unsicherheiten. Frauen schienen sich oft ihrer eigenen Sexualität bewusster zu sein, sie entschieden, wie schnell oder langsam etwas ging. Mir wurde früh klargemacht: Frauen sind diejenigen, die in Beziehungen den Ton angeben – ob es um das Tempo, die Intensität oder das Beziehungsmodell geht. Männer, die sich zu sehr verliebten, wurden belächelt.
Karriere und Selbstbestimmung – Aber was ist mit mir?
Als junger Erwachsener merkte ich, dass ich auf eine bestimmte Rolle vorbereitet wurde. Frauen dominierten Universitäten, Vorstände und Politik. Der Großteil der Führungskräfte waren Frauen, und ich wusste: Ich kann es als Mann auch schaffen – aber ich muss besser sein. Viel besser. In Meetings sprach ich vorsichtig, weil Männer, die zu direkt waren, als aggressiv galten. Frauen wurden als durchsetzungsstark gefeiert, während von uns erwartet wurde, bescheiden zu bleiben.
Männliche Freundschaften – Zwischen Nähe und Misstrauen
Ich lernte, dass enge männliche Freundschaften oft mit Skepsis betrachtet wurden. Zwei Männer, die sich zu oft treffen, die sich gegenseitig unterstützen, die über Gefühle reden? Das wurde seltsam angesehen. Frauen konnten enge Freundschaften haben, mit Körperkontakt, mit Vertrautheit. Männer? Uns wurde beigebracht, dass wir Distanz wahren sollten.
Die Emanzipation beginnt im Kopf
Irgendwann begann ich, das alles zu hinterfragen. Warum sollte ich nicht fordern, was mir zusteht? Warum sollte ich mich dafür entschuldigen, ehrgeizig zu sein? Warum sollte ich mich für meine Sexualität oder meine Emotionen schämen?
Ich begann, mich mit anderen Männern auszutauschen, die ähnlich fühlten. Wir lasen Bücher über Maskulinismus, wir schrieben über unsere Erfahrungen, wir forderten Veränderungen. Wir wollten mehr Männer in der Politik, in der Kultur, in den Medien. Wir wollten, dass unsere Körper, unsere Bedürfnisse und unsere Stimmen ernst genommen werden.
Fazit – Obenrum unfrei, aber nicht für immer
Dieses Buch ist eine Suche nach Freiheit. Freiheit, Mann zu sein, ohne in eine enge Rolle gedrängt zu werden. Freiheit, Fehler zu machen, ohne als inkompetent abgestempelt zu werden. Freiheit, Gefühle zu zeigen, ohne als schwach zu gelten. Die Welt wird sich nicht über Nacht ändern. Aber sie wird sich ändern, wenn wir aufhören, uns mit dem zufrieden zu geben, was uns eingeredet wurde.